Zugegeben, wahrscheinlich wird auf der Welt über nichts mehr diskutiert, als was das Beste für das Baby ist. Zu diesem Thema gibt es zig verschiedene Theorien und Expertenmeinungen und im Endeffekt muss auch jede selbst entscheiden, wie es für das eigene Baby am besten ist. Das ist nicht immer leicht. Es kann auch passieren, dass man sich schlimmer fühlt, desto mehr man sich informiert.
Ich gehe davon aus, dass jede Mutter nur das Beste für ihr Kind will und in den meisten Fällen mit bestem Wissen und Gewissen handelt. Zwischendurch möchte sie es sich manchmal auch einfach etwas leichter machen in ihrem Alltag. Ganz nach dem Motto entspannte Mutter – entspanntes Babys.
Und doch gibt es Erfindungen und Entwicklungen (der Babyindustrie) bei denen sich mir die Haare zu Berge stellen.
Daher mein Plädoyer für Einfachheit im Baby-Bewegungs-Alltag.
Ein Baby muss nicht ständig beschäftigt und animiert werden. Babys können das wunderbar mit sich selbst. Und das ist auch ein ganz wichtiger Entwicklungsschritt. Wenn sie hier auf unsere Welt kommen, wollen sie sich selbst erforschen. Sich selbst wahrnehmen. Bei uns in Mitteleuropa passiert dies anders, als in anderen Gegenden und Umgebungen dieser Welt.
Ich denke aber, dass alle Babys diesen Forscherdrang haben, sich, ihr Umfeld und ihre Umwelt kennen zu lernen. Natürlich gibt es dabei wichtige Entwicklungsschritte für die es einen zeitlichen Rahmen gibt.
Babys brauchen Gelegenheit sich mit sich selbst zu beschäftigen. Ein Baby, das seine Mitte gefunden hat, liegt auf dem Rücken und bringt Hände und Füsse zusammen. Wie aber soll ein Baby diesen wichtigen Schritt machen, wenn es ständig in einer Wippe oder einer MaxiCosi-Babyschale liegt.
Lass Dein Baby einfach mal auf einer Decke auf dem Boden oder auf dem Bett liegen. Überlass es sich selbst. Ohne Animation, TV oder Spielebogen. Vielleicht kannst Du vorab mit ihm/ihr ein Versli/Lied aufsagen, bei dem ihr "in die Hände klatscht". Dann hat es seine Hände schon einmal gefunden.
Enge Hosen und anderer Quatsch
Kannst Du Dir vorstellen, dass es Babys gibt, die ihre Beine nicht hochbekommen. Warum? Weil sie zu enge Hosen anhaben. Klar ist es schön, ein Baby modisch an zu ziehen. Aber doch nicht so eingeschnürt, dass es den eigenen Bewegungsdrang nicht mehr nachkommen kann.
Was passiert bei Dir, wenn Du etwas immer und immer wieder probierst und es geht nicht? Irgendwann kommt die Einstellung "klappt ja eh nicht – Zeitverschwendung" und Du lässt es bleiben. Wenn es dem Baby so geht, verpasst es einen Entwicklungsschritt.
Als ich vor 12 Jahren meinen ersten Sohn hatte, hiess es noch, dass Babys ja nicht zu lange in den MaxiCosi sollen. Heute sieht man überall junge Mütter am Shoppen mit Baby in der Babyschale, die anstelle einer Babywanne auf die Halterung des Kinderwagens gestellt ist. Ich könnte mir gut vorstellen, dass es einen Zusammenhang zwischen Verstopfung, Kolliken und dieser einquetschenden Sitzhaltung gibt.
Die nächste Erfindung, die wirklich schrecklich ist, ist der sogenannte Bumbo-Sitz (einfach mal googeln, wenn Du den nicht kennst. Oder gerade vergessen, da er so schrecklich ist)
Da werden kleinste Babys in einen Plastiksitz gesteckt, der ihnen das Gefühl vermittelt, dass sie sitzen können. Für Mütter mag das praktisch sein. Es vermittelt das Gefühl das Baby sieht alles und freut sich, dass es sitzen kann. Aus Sicht der körperlichen Entwicklung jedoch eine Katastrophe. Babys sollten erst in eine Sitzhaltung gebracht werden, wenn sie selbst sitzen können. Erst dann ist es so entwickelt, dass die Knochen und Muskeln dieser Situation auch gewachsen sind. Ganz abgesehen davon, dass solche Sitze jeglichen Bewegungsdrang unterbinden.
Muskeltraining par excellence
Für die Entwicklung auch sehr wichtig, ist es, Babys auf den Bauch zu legen. So eine gute Übung für die Nacken- und Rückenmuskulatur gibt es im Leben nie wieder. Leider sind viele Eltern durch die Diskussion ob die Bauchlage für den plötzlichen Kindstod verantwortlich ist, so verunsichert, dass sie ihr Baby gar nicht mehr auf den Bauch legen. Ein Baby ist übrigens auch in Bauchlage, wenn Du bequem auf dem Sofa liegst und Dein Baby bei Dir auf der Brust liegt. Mittlerweile gibt es schon Forschungen darüber, dass Rückenprobleme bei Schülern davon kommen, dass sie als Baby zu wenig auf dem Bauch lagen. Tragen im Tragetuch hat übrigens einen ähnlichen Effekt auf die Nackenmuskulatur, da das Baby auch da das Köpfchen halten muss, wenn es sich aufrichten möchte.
Bei all meinem Lobgesang auf das liegen und strampeln lassen, ist jedoch zu berücksichtigen, dass Babys eigentlich nicht unbedingt für das Liegen gemacht sind. Zu lange liegen ist dann auch wieder nicht gut, was man so manch einem Kind am platt gedrückten Hinterkopf ansieht.
Evolutionsbedingt ein Tragling
Nach einem Artikel von Dr. Renz-Polster sind Babys evolutionsbeding übrigens Traglinge. Das zeigt sich gemäss diesem Artikel, an der anatomischen Ausstattung, die das Kind auf den Hüftsitz "vorbereitet". Gemäss ihm zeigt das Hochziehen der Beinchen, wenn man ein Baby hochnimmt, dass sich dieses aktiv auf das Anhocken im Hüftsitz vorbereitet.
Auch zu diesem Thema gibt es eine Vielzahl von Studien in denen man sich verlieren kann.
Unbestritten ist es jedoch so, dass Babys die getragen werden, in ständigem Kontakt mit der Mutter oder einer Bezugsperson sind. Durch die niederschwellige Kommunikation erkennen die Tragepersonen Bedürfnisse des Babys früher und reagieren entsprechend früher (meistens).
Bei Babys werden sämtliche Sinne angeregt. Tragen ist keine passive Erfahrung. Es regt die motorische Entwicklung an, der Gleichgewichtssinn wird geschult. Dazu noch alle äusseren Sinnen, Ohren, Augen, Tastsinn, Berührung, die genutzt werden. Auch das trägt zu einer Entwicklung bei, die die Mitte stärkt - auch das das Kind selbst entscheiden kann, wann es genug hat und sich wieder einkuschelt und abschaltet. (ich fang jetzt keine Diskussion über die richtige Trage an).
Es ist schwer in der heutigen Zeit die einzig richtige Methode zu finden. Ich wünsche mir jedoch, dass junge Eltern sich wieder ein bisschen mehr auf ihre Intuition verlassen und sich nicht dadurch beeinflussen lassen, was in ist, oder was alle machen oder was gerade irgendwo im Sonderangebot ist.
Wenn Du Deinem Baby etwas Gutes tun willst, darfst Du dich auch gern für einen Termin fürs Babyshiatsu bei mir melden.
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