Wer schläft kann glücklich sein
«Wer schläft kann glücklich sein» wird Erich Kästner zitiert. Ich weiss nicht, warum er das sagte, oder ob er Schlafprobleme hatte, aber es liegt viel Wahrheit in diesem Zitat.
Wir verbringen schliesslich ca. ein Drittel unseres Lebens mit Schlafen. Wir regenerieren, der Körper kann entspannen, Eindrücke, Erlebtes und Gelerntes wird abgespeichert, wir verarbeiten den Tag, das Immunsystem kann arbeiten. Wir erholen uns. Frisch erholt wachen wir dann morgens auf und können voller Energie in den neuen Tag starten. Ja, wenn es nur so schön wäre. Ein grosser Teil der westlichen Bevölkerung leidet nämlich unter Schlafproblemen. Entweder klappt es mit dem Einschlafen nicht, oder man wacht ständig nachts auf. Kann also nicht durchschlafen (dazu sei gesagt, das nächtliches Aufwachen normal ist, nur erinnern wir uns meistens nicht daran). Das Aufwachen fühlt sich dann nicht ganz so erholt an und so richtig funktionieren tut man erst nach dem ersten Kaffee.
Interessanter Weise, kennen Naturvölker anscheinend keine Schlafprobleme. Woran liegt es also, dass wir in der westlichen Welt uns um den Schlaf bringen.
So allgemein kann man das nicht sagen. So vielfältig wie die Menschen sind, so vielfältig sind auch die Ursachen für Schlafprobleme und so vielfältig sind auch die Lösungen (oder Lösungsversuche).
In meinem Buch Grundlagen für Shiatsu finden sich nach TCM (traditionell chinesische Medizin) die 3 häufigsten Ursachen für Schlaflosigkeit.
Blutmangel (Einschlafschwierigkeit, schläft dann aber gut)
Yin-Mangel (allgemein Ruhelos, leichter Schlaf, wacht nachts auf)
Hitze (gemeint ist eher emotionale Hitze, sowohl nachts als auch Tags erregt.)
Tja, was bedeutet das jetzt aber. Es sei gesagt, die TCM hat andere Diagnoseverfahren, als ich mit dem Hara-Befund im Shiatsu.
Meine Interpretation davon:
Blutmangel heisst nicht generell, das zu wenig Blut im Körper ist. Es lässt sich westlich wohl am ehesten mit einem Eisen- oder Nährstoffmangel vergleichen. Generelle Symptome (nach meinem Shiatsu Buch) sind stumpfe, trockene Haut und Haare, blasse, bis fahle Gesichtsfarbe, Depression und eben Einschlafschwierigkeiten.
Hitze im Zusammenhang mit der Erregung ist emotional gemeint. Der Geist kommt nicht zur Ruhe.
Yin-Mangel: Yin ist das weibliche, das Ruhige, das Sammelnde, das Sorgende, das nach Innen gehende. Wenn uns dieses fehlt, sind wir zu sehr im Yang – aktiv, schnell, immer am Machen.
Ok, und was bedeutet das jetzt. Wieder meine Interpretation.
Für mich heisst das, das wir besser für sorgen müssen. Was sich eigentlich mit den meisten westlichen Thesen zur Schlaflosigkeit deckt.
Unser Schlaf besteht aus verschiedenen Phasen, die sich nachts immer wieder abwechseln und in unterschiedlicher Intensität auftreten. Zwei wichtige Phasen sind der Tiefschlaf und die Traumphase. In der Tiefschlafphase werden sämtliche körperlichen Vorgänge aufs Minimum reduziert. Es ist die Zeit, wo unser Körper so richtig erholen und regenerieren kann. In der Traumphase verarbeiten wir unseren Tag, unsere Eindrücke, unsere Sorgen und Gedanken.
Kein Schlafproblem entsteht einfach so. Es gibt Auslöser. Versuch dich mal zu erinnern, seit wann du schlecht schläft, oder wann du schlecht schläfst. Vielleicht war es eine Zeit in der du finanzielle Sorgen hattest, als du bei deiner Arbeitsstelle überfordert warst. Als du deine Hochzeit, einen grossen Geburtstag oder sonst etwas wichtiges am Vorbereiten warst. Oft sind es also Emotionale Themen und Stress, die die Schlaflosigkeit auslösen. Der Körper braucht zum schlafen das Schlafhormon Melantonin. Der Gegenspiele wäre Cortisol. Sobald wir Stress haben, auch nur gedanklich, wird Cortisol ausgeschüttet, was wiederum die Ausschüttung vom Schlafhormon verhindert. Bereits der Gedanke «oh hoffentlich schlafe ich heute besser», schüttet im Körper schon Stresshormone aus - und das wars dann mit dem friedlich einschlafen.
Es kann aber auch eine «falsche» Tagesstruktur sein. Ich z.B. schlafe schlecht, wenn ich abends zu spät oder zu viel esse. Auch die falsche Art von Bewegung kann das einschlafen erschweren. Genauso der Horrorthriller am Abend, die aufregende Game-Runde, der Streit mit dem Partner vorm Schlafen gehen.
Die Lösung aller Schlafprobleme? Eine gute Schlafhygiene. Ok, nicht aller Schlafprobleme. So einfach ist es in manchen Fällen nicht. Ich sage auch nicht, dass es schnell geht, wenn du schon länger schlecht schläfst. Aber es lohnt sich sicher mal den Alltag genauer anzuschauen.
Die einfachste Veränderung ist es wahrscheinlich, sich einen schönen Schlafplatz einzurichten. Eine entspannende ruhige Umgebung, wo man gerne schläft. Kein Chaos, nicht mit Blick auf die sich stapelnden Rechnungen.
Der nächste Schritt wäre, einiges im Alltag anders zu strukturieren. Vor dem Schlafen sollte man
3 Stunden nicht mehr essen. Regelmässige Essens- und Schlafenszeiten erleichtern uns das Leben.
Und wichtig, leg Pausen ein. Plane Zeiten ind denen du deinen Gedanken nachhängst, deine Ängste wahr nimmst. In denen du dich mit deinen Problemen beschäftigst und Lösungen suchst. Hast du keine Probleme? Dann leg dir nachts ein Block und Stift nebens Bett und schreib dir auf, was dir durch den Kopf geht, wenn du nicht schlafen kannst. Wenn wir uns keine Zeit für unsere Sorgen und Probleme nehmen, hat die Seele nämlich den wunderbaren Plan B und zeigt sie uns nachts auf, wenn es gerade ruhig ist und wir ja sonst nichts zu tun haben.
Achte darauf, wann dir welche Bewegung gut tut. Am Abend sind eher ruhige Arten angebracht, z.B. Yoga, sanftes Stretchen, Tai-Chi. Wenn du aber weisst, dass du bei joggen so richtig abschalten kannst und dich danach wohlig entspannt fühlst, dann geh weiterhin abends joggen. Probiere aus.
Die TCM, wie auch Shiatsu nimmt den Menschen als ganzes wahr. Körper, Geist und Seele. Man kann mit einem «Teil» anfangen, der wird sich auch auf die anderen auswirken. Wenn du etwas änderst in deinem Alltag, bleib auch mal 4 Wochen dabei und probiere nicht jeden Tag was anderes aus (da kann der Geist sich nicht beruhigen). Spür trotzdem hin, ob es für dich stimmt. Wenn du merkst das passt wirklich nicht zu dir, dann ändere es. Lieber erst mal mit wenig starten und nach ein paar Wochen wieder etwas Neues dazu nehmen, als zu viel ändern wollen und nach ein paar Tagen völlig entnervt wieder aufzu hören.
Vieles in unserem Leben passiert übrigens über unser Unterbewusst sein. Es funktioniert oft besser, eine neue positive Gewohnheit in den Alltag zu integrieren und die «schlecht» auszuschleichen, als zu sagen, «die schlechte Gewohnheit» mach ich jetzt nicht mehr. Da unser Unterbewusst sein sehr stark ist, sind wir oft schneller wieder im alten Trott als uns lieb ist.
Entspannung und Pausen im Alltag sind wichtig. Shiatsu kann dir helfen abzuschalten. Willst du es probieren? Melde dich gern für deinen Termin. Ich freue mich.